Unter einer peripheren Hörstörung versteht man eine Funktionsstörung des Hörorgans, also des Mittel- und / oder Innenohrs. Der Störungsort entscheidet über die Art der Schwerhörigkeit. Eine „Schalleitungsschwerhörigkeit“ ist eine Störung der Schallaufnahme und Schallweiterleitung im äußeren Ohr und im Mittelohr. Der Betroffene hört dumpfer und leiser. Die häufigste Ursache hierfür ist eine akute oder chronische Mittelohrentzündung. Bei einer „Schallempfindungsschwerhörigkeit“ hingegen ist die Störung im Innenohr zu lokalisieren. Der Betroffene nimmt Höreindrücke leiser, aber auch verzerrt und bruchstückhaft wahr, da verschiedene Frequenzen unterschiedlich stark betroffen sein können. Zudem finden sich auch kombinierte Schwerhörigkeiten als Mischform einer Schalleitungs- und Schallempfindungsschwerhörigkeit. Je nachdem, wie groß der Hörverlust ist, unterscheidet man vier Schweregrade der Hörbehinderung: geringgradige (bis 40 dB), mittelgradige (40 – 70 dB), hochgradige (70 – 90 dB) Schwerhörigkeit und Hörrestigkeit bzw. Taubheit (ab 90 dB). Die genaue Ursache einer Hörschädigung lässt sich trotz intensiver Diagnostik häufig nicht abschließend klären.
Da die meisten Hörstörungen zunächst nicht direkt sichtbar sind, können sie in Abhängigkeit vom Grad des Hörverlusts teilweise längere Zeit unerkannt bleiben, solange sich das Kind unauffällig verhält bzw. seine Hörstörung so gut kompensiert, dass es auch in Reihenuntersuchungen nicht auffällt. Gering- bis mittelgradige Schwerhörigkeit wird deshalb teilweise erst im Vorschul- oder Schulalter diagnostiziert. Schwerwiegendere angeborene oder in den ersten Lebensmonaten bzw. -jahren erworbene Hörschädigungen werden heute in der Regel früh erkannt und die Betroffenen mit der für sie passenden Hörgerätetechnik versorgt, um eine bestmögliche Hörschwelle v.a. für das Sprachverstehen und die Sprachentwicklung zu erreichen. Bei mittel- bis hochgradiger Schwerhörigkeit, Hörrestigkeit, Hochtonschwerhörigkeit, progredienten Hörstörungen sowie Hörstörungen im Zusammenhang mit Mehrfachbehinderungen findet in der Regel eine Hörgeräteversorgung statt. Patienten mit einseitiger und geringgradiger Schwerhörigkeit werden nur bei Bedarf mit Hörgeräten versorgt. Eine beidseitige Hörrestigkeit oder hochgradige Schwerhörigkeit, bei der trotz Hörgeräteversorgung keine ausreichende Lautsprachentwicklung gewährleistet ist, sowie eine Gehörlosigkeit nach Meningitis oder eine progrediente Hörstörung mit Verlust der erreichten Sprachentwicklung legt die Versorgung mit einem Cochlear-Implantat (CI) nahe.
Durch eine Hörbehinderung wird in der Regel eine Sprachentwicklungsstörung verursacht. Man bezeichnet diese der Ursache entsprechend auch als audiogen bedingte Sprachentwicklungsstörung. Art und Ausmaß der Sprachstörung sind maßgeblich geprägt durch Art und Schweregrad der Hörbehinderung, Zeitpunkt des Auftretens und der Diagnosestellung sowie Beginn und Erfolg der Hörgeräteversorgung. Trotz individueller Unterschiede zeichnet sich eine audiogene Sprachentwicklungsstörung je nach Grad der Hörstörung durch typische Merkmale aus. Eine geringradige Schwerhörigkeit kann zu einer leichten Sprachentwicklungsstörung mit Artikulationsstörungen und Schwierigkeiten in der Unterscheidung ähnlich klingender Laute führen. Bei einer mittelgradigen Schwerhörigkeit besteht meist eine ausgeprägte Sprachentwicklungsstörung mit deutlich eingeschränktem Sprachverständnis, eingeschränktem Wortschatz, Grammatikstörung, Artikulationsstörung bzw. Phonologischer Störung. Auch der Stimmklang sowie die Sprechmelodie können bereits beeinträchtigt sein. Bei einer hochgradigen Schwerhörigkeit bzw. einer Hörrestigkeit schließlich bleibt die spontane Sprachentwicklung ohne entsprechende Hörgeräteversorgung meist aus, stagniert oder entwickelt sich zurück. Betroffene Kinder verstummen nach der ersten Lallphase! Sprachverständnis, Wortschatz, Grammatik und Aussprache sind stark eingeschränkt. Die Stimme klingt häufig gepresst, die Sprechmelodie ist verändert, die Sprechlautstärke erhöht. Mit zunehmender Hörbeeinträchtigung zeigen sich auch Auffälligkeiten auf pragmatisch-kommunikativer Ebene, wie z.B. unzureichende Missverständnisklärung, Kommunikationsabbrüche oder mangelhafte Dialogfähigkeiten.
Viele Kinder mit Hörstörungen werden im Kleinkindalter nach erfolgter Hörgeräteversorgung zunächst von der mobilen sonderpädagogischen Hilfe bzw. Frühförderung im Rahmen eines Hausbesuchs oder in der Pädaudiologischen Beratungs- und Frühförderstelle des Förderzentrums für Hörgeschädigte in Aachen bzgl. ihrer Hör- und Sprachentwicklung gefördert. Anschließend besuchen sie häufig auch einen entsprechenden Förderkindergarten bzw. die Grund- und Hauptschule , wo sie durch spezifisch ausgebildetes pädagogisches Fachpersonal in ihrer weiteren Entwicklung unterstützt werden. Parallel dazu nehmen in den letzten Jahren mehr und mehr Familien auch die Möglichkeiten einer zusätzlichen logopädischen Therapie in Anspruch, von der die Kinder bzgl. ihrer Sprachentwicklung oder der Behandlung spezifischer andauernder sprachlicher Symptome unseren Erfahrungen nach deutlich profitieren. Nach der Implantation eines Cochlear-Implants erfolgt die Anpassung, d.h. Einstellung des Sprachprozessors bzw. das erste Hörtraining meist stationär im CI-Zentrum selbst. Im Anschluss an den stationären Aufenthalt kann die ambulante Förderung der Hör-Sprachentwicklung im Rahmen einer ambulanten logopädischen Behandlung in Wohnortnähe durchgeführt werden. Darüber hinaus können mehrmals im Jahr ein- oder mehrwöchige Intensivbehandlungen im CI-Zentrum in Anspruch genommen werden.
In unsere Behandlung hörgeschädigter Kinder und Jugendlicher beziehen wir verschiedene Therapieansätze mit ein: – Mehrdimensionales logopädisches Konzept nach Thiel – Natürlich hörgerichteter Ansatz nach Batliner – Je nachdem, wie groß der Hörverlust ist, unterscheidet man vier Schweregrade der Hörbehinderung: geringgradige (bis 40 dB), mittelgradige (40 – 70 dB), hochgradige (70 – 90 dB) Schwerhörigkeit und Hörrestigkeit bzw. Taubheit (ab 90 dB). Die genaue Ursache einer Hörschädigung lässt sich trotz intensiver Diagnostik häufig nicht abschließend klären. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen genetischen, also angeborenen, und erworbenen Hörstörungen. Genetische Hörstörungen treten entweder isoliert oder im Rahmen einer erblichen Grunderkrankung bzw. eines spezifischen Syndroms auf. Als Ursachen für erworbene Hörstörungen kommen Infektionen der Mutter (z.B. Toxoplasmose, virale oder bakterielle Infekte) sowie toxische Schäden durch Medikamente o.ä. während der Schwangerschaft in Frage. Auch eine Frühgeburt oder Komplikationen während der Geburt, die z.B. mit Sauerstoffmangel einhergehen, können zu einer Beeinträchtigung des Hörvermögens führen. Im Verlauf der kindlichen Entwicklung können Infektionskrankheiten (z.B. Meningitis, Mumps, Masern, aber v.a. akute und chronische Mittelohrentzündungen) sowie toxische Schäden durch Medikamente, in selteneren Fällen auch Traumata oder Mittelohrtumore zu einer Schädigung des Hörorgans führen.
Wir legen unserer Behandlung die Annahme zugrunde, dass hörgeschädigte Kinder die gleichen Spracherwerbsmechanismen wie hörende Kinder besitzen und fördern die Hör- und Sprachentwicklung daher vergleichbar zu normalhörenden Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen unter natürlichem Einsatz aller Sinne ausgehend vom jeweiligen Höralter und Sprachentwicklungsstand des einzelnen Kindes im Rahmen eines individuell abgestimmten Behandlungsplans. Unser Ziel ist der bestmögliche Erwerb der Lautsprache und ein bestmögliches offenes Sprachverstehen des Kindes im Rahmen seiner durch die Hörstörung vorgegebenen individuellen Grenzen und Möglichkeiten.
Durch ein optimales sprachförderndes Verhalten können Sie als Eltern die Sprachentwicklung Ihres Kindes und die Therapie maßgeblich positiv beeinflussen. Holen sich sich dazu Anregungen aus unserem Ratgeber zu Sprachförderndem Kommunikationsverhalten bei hörgeschädigten Kindern.
Sprachentwicklungsförderndes Kommunikationsverhalten bei hörgestörten Kindern
Normalerweise vollzieht sich der Spracherwerb eines Kindes wie von selbst, schnell und mühelos. Ein hörgeschädigtes Kind beginnt jedoch aufgrund seiner Hörbehinderung vielleicht erst verspätet und mit viel mehr Mühe Geräusche, Klänge und Sprache wahrzunehmen und zu erkennen, gesprochene Sprache zu verstehen und selbst zu sprechen. Abgesehen von der Versorgung mit geeigneten Hörhilfen und parallel zu einer etwaigen logopädischen Behandlung können Sie Ihr Kind durch ein angemessenes sprachförderndes Verhalten im Alltag entscheidend beim Sprechenlernen unterstützen.
Erwachsene verhalten sich kleinen Kindern gegenüber meist intuitiv „sprachfördernd“. Sie passen ihr Sprachniveau und ihre Sprechweise dem Sprachentwicklungsstand des Kindes an und bieten ihm automatisch sprachliche Anreize, die die Entwicklung weiter voranbringen. Im Umgang mit offensichtlich hörbehinderten und mit Hörgeräten versorgten Kindern fühlen sich manche Eltern, Großeltern und Erzieher verständlicherweise unsicher und wissen nicht, ob sie sich auf ihre Intuition verlassen können und ihr normales Sprachverhalten beibehalten oder verändern sollen. In der Regel wollen alle Bezugspersonen im Umfeld des betroffenen Kindes auch ganz gezielt und bewusst Hilfen zur Erleichterung und Verbesserung von Kommunikation und Entwicklung einsetzen. Die folgenden Hinweise bieten Ihnen Anregungen, wie Sie die sprachliche Entwicklung Ihres Kindes fördern und damit auch eine logopädische Behandlung unterstützen können. Bedenken Sie aber, dass bei schwerwiegenden Sprachentwicklungsstörungen sprachförderndes Verhalten allein nicht ausreicht, um den sprachlichen Rückstand aufzuholen und nehmen Sie dann professionelle Hilfe in Anspruch. Schaffen Sie sich auch „Verbündete“ und geben Sie diese Hinweise an Verwandte und Freunde weiter, so dass auch deren Verhalten die Sprechfreude und Sprachentwicklung Ihres Kindes unterstützt.
Ziehen Sie sich mit Ihrem Kind immer wieder auf Ihre gemeinsame Sprachinsel zurück! Ihr Alltag ist angefüllt mit vielfältigen Aufgaben und Verpflichtungen und auch die Bedürfnisse anderer Familienangehöriger und Ihre Bedürfnisse als Eltern haben ihre Berechtigung. Es ist daher nicht möglich, sich in jeder Situation auf das Kind einzulassen. Sie können in einen bewegten Alltag jedoch kleine Inseln einbauen, in denen die sprachfördernde Kommunikation mit Ihrem Kind im Vordergrund steht. Diese Sprachinseln können durchaus von kurzer Dauer sein. Suchen Sie sich dafür Momente aus, in denen Sie sich mit Ruhe und Gelassenheit ganz Ihrem Kind widmen und auf Ihr eigenes Sprachverhalten achten können. Greifen Sie sich zunächst aus der Vielfalt der Anregungen nur einen oder wenige Punkte heraus, die Sie im Umgang mit Ihrem Kind umsetzen möchten. Gelingt Ihnen das, können Sie weitere Anregungen aufgreifen und umsetzen.
Folgen Sie den Interessen und der Aufmerksamkeit Ihres Kindes! Die Bedingung, Ihrem Kind Sprache anzubieten, ist dann optimal, wenn Ihre Aufmerksamkeit und die des Kindes auf denselben Sachverhalt oder Gegenstand gerichtet sind und sie sich mit derselben Sache beschäftigen. Womit sich Ihr Kind gerade beschäftigt, erkennen Sie meist gut an der Blickwendung bzw. –richtung.
Machen Sie Ihr Kind auf Geräusche und Klänge im Alltag aufmerksam. Zeigen Sie Ihrem Kind dabei, wo die Geräusche herkommen. Benennen Sie die Geräusche und die sie hervorbringenden Gegenstände und ahmen Sie sie mit einer Lautmalerei nach, z.B. „Horch, das ist der Zug, tsch-tsch-tsch, der Zug fährt los. Beim Fahren macht der Zug tsch-tsch-tsch, hörst du?“
Schränken Sie störende Hintergrundgeräusche während eines Gesprächs möglichst ein oder schalten Sie sie ganz aus. Dazu gehören z.B. Straßenlärm bei geöffnetem Fenster, (Auto)Radio, Stereoanlage, Fernseh- und Videogeräte, Haushaltsgeräte, Spielplatzgeräusche etc. Das Hören und Verstehen ist für Ihr Kind auch ohne Nebengeräusch anstrengend genug. Sollte dies nicht möglich sein, wenden Sie sich direkt an Ihr Kind, gehen Sie zu ihm hin oder rufen Sie es zu sich, wenn Sie mit ihm sprechen möchten. Achten Sie dabei auf einen guten Blickkontakt beim Sprechen und vergewissern Sie sich seiner Aufmerksamkeit und Zuhörbereitschaft. Hochgradig schwerhörige Kinder hören bei der ersten Ansprache meist nur, dass sie angesprochen wurden, verstehen jedoch den Inhalt noch nicht. Wiederholen Sie deshalb wichtige Inhalte, wenn Sie nicht sicher sind, ob Ihr Kind sie verstanden hat. Nicht verstandene Worte sollten möglichst immer im Satzzusammenhang wiederholt werden.
Das Erlernen der Muttersprache vollzieht sich nicht wie das Vokabeln lernen einer Fremdsprache. Kinder lernen neue Wörter und grammatische Regeln nicht isoliert, sondern immer im Satz- und Sinnzusammenhang. Versuchen Sie daher, einzelne Wörter mit Sprache zu „umkreisen“. Statt nur auf eine Ente zu deuten und „Ente“ zu sagen, können Sie eine kleine Geschichte daraus machen. „Guck mal, eine Ente, eine gelbe Ente. Was macht die Ente denn da? Genau, die Ente schwimmt. Was meinst du, wo schwimmt die Ente wohl hin?“ Durch dieses Sprachmodell kann Ihr Kind sein Sprachverständnis erweitern und Bausteine für die eigene Sprachproduktion herausfiltern.
Ermahnen Sie Ihr Kind nicht zum „langsamen“, „ordentlichen“ oder „schönen“ Sprechen! Nehmen Sie die Sprechversuche Ihres Kindes an, auch wenn sie noch nicht perfekt sind. Fehler beim Sprechen sind Ausdruck eines „Nicht-Könnens“, nicht böse Absicht, Faulheit oder Mutwille. Schenken Sie der Person Ihres Kindes und nicht einer fehlerhaften Sprache vermehrte Aufmerksamkeit. Lassen Sie Ihrem Kind eine sprachliche Schwäche nicht durch Kritisieren, Korrigieren oder gar Bestrafen bewusst werden. Ständige Misserfolgserlebnisse erzeugen Sprechdruck, nehmen die Freude am Sprechen und können sogar Angst vor dem Sprechen auslösen. Loben Sie Ihr Kind, wenn es etwas gut gehört oder gesagt hat, aber belohnen Sie es dafür nicht mit Geschenken oder Süßigkeiten.
Wiederholen Sie fehlerhafte Äußerungen Ihres Kindes in richtiger Form ohne Ihr Kind dabei zum Nachsprechen aufzufordern. Formen Sie dabei die Äußerungen des Kindes um und ergänzen Sie sie. Ein wortwörtliches Imitieren irritiert und ermüdet die Kinder gelegentlich.
Ihr Kind spricht ein Wort falsch aus – Bieten Sie ihm die richtige Aussprache nochmals an. Kind: Eine Dabel, bitte ! Reaktion: Du willst eine Gabel? Hier hast du die Gabel.
Ihr Kind verwendet einen falschen Begriff – Bieten Sie ihm den passenden Begriff nochmals an. Kind: Da ist ein Pferd. (zeigt aber auf einen Esel) Reaktion: Ja, der Esel sieht so ähnlich aus wie ein Pferd. Schau, er hat aber ein graues Fell und macht I-A. Das ist ein Esel.
Ihr Kind hat einen falschen Satzbau – Bieten Sie den Satz nochmals in der richtigen Form an. Kind: Schau, Pferd springen kann. Reaktion: Ja, das Pferd kann über den Zaun springen. Das Pferd springt aber hoch.
Durch diese Form der so genannten verbesserten Wiederholung bestätigen Sie die Aussage Ihres Kindes und zeigen ihm Ihre Aufmerksamkeit. Dabei hört Ihr Kind immer wieder die richtige sprachliche Form und kann sich Laute, Wörter und Sätze besser einprägen. Ihr Kind kann selbst entscheiden, ob es die richtige Äußerung nochmals aufgreift und für sich wiederholt. So bekommt Ihr Kind nicht das Gefühl, ständig verbessert zu werden und behält seine Freude am Sprechen.
Seien Sie ein aufmerksamer Zuhörer und zeigen Sie Interesse am Gespräch mit Ihrem Kind. Versuchen Sie, eine ruhige Gesprächsatmosphäre zu schaffen, lassen Sie Ihrem Kind Zeit zum Sprechen und unterbrechen Sie es nicht.
Suchen Sie beim Sprechen Blickkontakt mit Ihrem Kind. So ist es sich Ihrer Aufmerksamkeit sicher und kann Ihre Mundbewegungen beim Sprechen absehen, wenn es dies möchte. Das Lippenlesen unterstützt das Hörverstehen erheblich.
Erleichtern Sie Ihrem Kind das Aufnehmen von Sprache, indem Sie langsam, deutlich und in einfachen Sätzen sprechen. Benutzen Sie dabei aber keine „Roboter- oder Babysprache“. Sprechen Sie Ihr Kind trotz der Hörstörung ganz natürlich und in normaler Lautstärke an. Unterstreichen Sie Ihre Äußerungen mit Mimik und Gestik und einer angemessenen natürlichen Sprechmelodie. Sie müssen auch nicht Hochdeutsch reden, der Dialekt gehorcht denselben Regeln wie die Hochsprache.
Ermuntern Sie Ihr Kind zum Erzählen und Fragen, aber verlangen Sie nicht, dass es sein sprachliches Können unter Beweis stellt. Gemeinsames Erzählen macht mehr Spaß als Abfragen oder Nachsprechen. Geben Sie Ihrem Kind auch die Gelegenheit für sich selbst zu sprechen. Sprechen Sie nicht für Ihr Kind und nehmen Sie nichts vorweg. Es ist wichtig, dass Ihr Kind eine Notwendigkeit sieht zu sprechen.
Beteiligen Sie Ihr Kind an häuslichen Tätigkeiten und alltäglichen Handlungsabläufen (wie Einkaufen, Kochen und Backen, Tisch decken) und ermöglichen Sie Ihm selbständiges Handeln. Nur durch eigenes Handeln kann Ihr Kind Erfahrungen mit der Umwelt machen. Und mit dem Verständnis für die Dinge seiner Umwelt entwickelt sich das Verständnis für die Sprache. Gegenstände und Handlungen werden mit allen Sinnen „be-griffen“. Ihr Kind bekommt die Möglichkeit, Sprache zu verstehen und nachzuahmen, wenn Sie während ihres gemeinsamen Tagesablaufes Gegenstände, Situationen und Gefühle, mit denen Ihr Kind in Berührung kommt, benennen und beschreiben.
Ein hörbehindertes Kind ist lange Zeit nicht in der Lage, selbständig das, was es erlebt, in eigenen Worten wiederzugeben. Gestalten Sie deshalb gemeinsam mit Ihrem Kind ein persönliches Erlebnistagebuch, in welches Sie zu ganz alltäglichen Erlebnissen, Erfahrungen, Ereignissen, Spielsituationen oder Gesprächen Fotos kleben, Bilder malen und einfache Kommentare oder auch Ausrufe in Sprechblasen schreiben. So können Erlebnisse und Gespräche, Erfahrungen und Gefühle festgehalten und immer wieder aufs Neue gemeinsam durchlebt und erzählt werden. Die wiederkehrenden Wörter und Sätze unterstützen Ihr Kind beim Sprechenlernen, beim Erzählen wie auch beim Verstehen und Führen von Gesprächen. Ein solches Erlebnisbuch kann Ihnen und anderen Bezugspersonen helfen, mit dem Kind ins Gespräch zu kommen; es erleichtert aber auch Ihrem Kind die Kontaktaufnahme und Kommunikation mit anderen Menschen.
Akzeptieren Sie, wenn Ihr Kind sich auch einmal aus dem Gespräch zurückzieht und vielleicht sogar bewusst seine Hörgeräte abnimmt oder abstellt. Hören und Verstehen bereiten Ihrem Kind größere Mühe und kosten es mehr Energie als dies bei einem normal hörenden Kind der Fall ist. Gönnen Sie Ihrem Kind auch einmal eine Pause machen und lassen Sie es sich erholen!
Eine verlässliche Umwelt, ein geregelter Tagesablauf und feste Bezugspersonen bieten Ihrem Kind einen sicheren Rahmen zum Erlernen der Sprache. Ihre Zuwendung ist wichtiger als zahlreiches und teures Spielzeug.
Vermeiden Sie zu hohen Fernsehkonsum. Eine Unmenge an Reizen prasselt heutzutage viel zu schnell auf Ihr Kind ein, ohne dass eine wirkliche Kommunikation stattfindet. Die „Welt aus der Konserve“ kann eigene Erfahrungen mit der Umwelt nie ersetzen.
Der Kindergartenbesuch ist unbedingt zu empfehlen. Er unterstützt den Kontakt zu Gleichaltrigen und die Erziehung zur Selbständigkeit und bietet vielfältige sprachliche Anregungen.